Ist Krypto tot?
Die Debatte, die die Krypto-Welt spaltet: Ist Krypto tot oder lebendiger denn je?
In den letzten Wochen und Monaten haben wir eine Flut von Nachrichten aus der Krypto-Welt gesehen, die sowohl positiver als auch negativer Natur waren. Es ist nicht leicht, durch diese Informationsflut hindurchzublicken und zu verstehen, in welchem Zustand sich der Kryptomarkt tatsächlich befindet. Die Ansichten verschiedenster Marktteilnehmer scheinen sich auch zunehmend zu spalten und extremer zu werden. In dieser ersten Ausgabe des TEACHMEDEFI Newsletters tauchen wir tief in die Debatte ein, die die Krypto-Welt spaltet: Ist Krypto tot oder lebendiger denn je? Wir beleuchten beide Seiten der Medaille und lassen dich entscheiden.
Ist Krypto tot?
Es gibt einige Argumente, welche jenen in die Karten spielen, die behaupten, dass Krypto die besten Tage hinter sich habe.
Ein negatives Zeichen für die Gesundheit des Kryptomarktes ist das Handelsvolumen. Im Juli dieses Jahres lag das monatliche Handelsvolumen bei etwa 440 Milliarden US-Dollar. Das mag nach einer beeindruckenden Zahl klingen, aber um das in den richtigen Kontext zu setzen: Das letzte Mal, dass das Handelsvolumen so niedrig war, war im Oktober 2020. Das bedeutet, dass wir fast drei Jahre zurückgehen müssen, um eine ähnlich niedrige Marktaktivität zu finden. Dies könnte ein klares Indiz dafür sein, dass das Interesse an Kryptowährungen sowohl bei Privatanlegern als auch bei institutionellen Anlegern nachgelassen hat.
Die Preise für Kryptowährungen sind zudem stark gefallen, und nach einer Reihe an Skandalen in 2022 um Luna, FTX, Celsius, 3AC und andere Akteure ist das Vertrauen in den Krypto-Markt auf ein Allzeittief gesunken.
Die breite Masse hat Kryptowährungen noch nicht angenommen, was darauf hindeuten könnte, dass die Menschen die Vorteile von Kryptowährungen nicht sehen oder dass sie zu kompliziert und unzugänglich sind. Der Krypto-Markt scheint auf den ersten Blick zu stagnieren, mit eher inkrementellen bzw. technischen Verbesserungen aber keinen neuen disruptiven Durchbrüchen. Das Nutzererlebnis für Kryptowährungen ist zudem immer noch weitgehend zu kompliziert für viele Menschen.
Das aktuelle makroökonomische Umfeld, geprägt von hohen Zinsen, wirkt sich nicht nur auf Krypto als riskante Anlageklasse aus, sondern beeinträchtigt auch spezifische Anwendungsfälle wie “DeFi” (Decentralised Finance). Der Zins für 2-jährige US-Staatsanleihen liegt derzeit bei 4,88%. Angesichts dieser hohen “risikofreien” Verzinsung verlieren sogenannte “onchain yields” im DeFi-Segment an Attraktivität. In einem solchen Umfeld werden risikoreichere Anlagen oft gemieden, was zu einer Verringerung der Liquidität und der allgemeinen Marktaktivität führt.
Zusätzlich zu diesen makroökonomischen Herausforderungen sind die regulatorischen Unsicherheiten im Krypto-Markt ein weiterer Faktor, der das Wachstum und die Akzeptanz von Kryptowährungen hemmt. Obwohl einige Regionen wie Hongkong und Großbritannien kryptofreundliche Positionen einnehmen und die EU mit der MiCA-Verordnung Schritte unternimmt, um regulatorische Klarheit zu schaffen, fehlt diese Sicherheit insbesondere in den USA.
Die USA sind ein riesiger Markt und ihre regulatorische Haltung hat erheblichen Einfluss auf die globale Krypto-Landschaft. Es dürfte noch eine Weile dauern, bis in den USA eine umfassende regulatorische Klarheit für Kryptowährungen geschaffen ist. Diese Unsicherheit könnte dazu führen, dass Anleger und Institutionen zögern, in Krypto zu investieren, und könnte die Entwicklung und Adoption von Krypto verlangsamen.
Oder ist Krypto lebendiger denn je?
Auf der anderen Seite gibt es auch starke Argumente dafür, dass Krypto nicht tot ist. Blockchains nutzen die Ruhe des Bärenmarktes und bauen weiter. Auf Blockchain-Events wie der Polkadot Decoded, auf der das TEACHMEDEFI Team vertreten war, wird gezeigt, dass sich einiges in der Kryptowelt tut. Die Projekte und Teams konzentrieren sich abseits des Hypes des Bullenmarktes nun darauf nützliche Applikationen und eine leistungsfähige, dezentrale Infrastruktur der Zukunft aufzubauen. Auf dem Event hatten wir das Glück zahlreiche Gespräche und Interviews mit verschiedensten Personen aus der Blockchain-Industrie zu führen und werden diese über die nächsten Tage und Wochen auf den Social Media Kanälen von TEACHMEDEFI veröffentlichen.
Langfristig dürfte uns zudem die Entwicklung KI-gestützter Systeme dazu bewegen, Blockchaintechnologien zu nutzen. Verifizieren zu können, ob ein Werk - sei es eine Nachricht, ein Bild oder ein Musikstück - von einem Menschen oder einer Künstlichen Intelligenz erstellt wurde, wird zunehmend von gesellschaftlicher Relevanz sein. Dezentrale Identitäten (DIDs), NFTs (Non-Fungible Tokens) und ähnliche blockchainbasierte Lösungen dürften diesbezüglich eine entscheidende Rolle spielen.
In einer Zukunft, in der wir das Internet zunehmend über KI-Systeme wie Chatbots navigieren, könnten sich die Spielregeln des Internets grundlegend ändern. KI-Systeme könnten in immer größerem Maße Webseiten durchsuchen, um Informationen zu sammeln und Benutzeranfragen zu beantworten. Dies würde zu steigenden Infrastrukturkosten für die Betreiber von Webseiten führen, da sie mehr Serverkapazitäten bereitstellen müssen, um den zusätzlichen Datenverkehr zu bewältigen. (Derartige Entwicklungen konnten bereits zum Beispiel bei Twitter bzw. “X” beobachtet werden, wo das “Scraping” der Plattform durch Bots laut Elon Musk derartige Dimensionen annahm, dass die Entscheidung getroffen wurde, die Plattform unzugänglich für nicht-registrierte User zu machen.)
Einhergehend mit einem Anstieg der Kosten, könnten die Werbeeinnahmen sinken, da es wenig Sinn macht, einer KI Werbung zu präsentieren. Sie reagiert nicht auf Werbung und führt keine Käufe durch. Dies könnte das traditionelle Geschäftsmodell vieler Webseiten, das auf Werbeeinnahmen basiert, erheblich stören.
Kryptowährungen könnten hier eine Lösung bieten. Sie könnten das einzige technisch geeignete Zahlungssystem sein, das effektiv von KI-Bots genutzt werden könnte. Anstatt Webseiten kostenlos zu durchsuchen, könnten KI-Bots für den Zugriff auf Webseiten mit Kryptowährungen bezahlen. Dies würde den Betreibern der Webseiten eine neue Einnahmequelle erschließen und könnte dazu beitragen, die steigenden Infrastrukturkosten auszugleichen. Es könnte eine neue Ära des Internets einläuten, in der KI-Systeme und Kryptowährungen eine zentrale Rolle spielen.
Eine weitere positive Entwicklung ist darin gegeben, dass institutionelle Anleger nun zunehmend positive Signale im Hinblick auf Kryptowährungen senden. Insbesondere die aktuelle Diskussion eines Spot-Bitcoin-ETFs wäre an dieser Stelle zu erwähnen.
Ein Spot-Bitcoin-ETF ist ein börsengehandelter Fonds, der den aktuellen, "Spot"-Preis von Bitcoin abbildet und Bitcoin dafür direkt kauft und hält. ETF-Anlegern wird so ermöglicht, in Bitcoin zu investieren, ohne selber die Kryptowährung direkt besitzen zu müssen. Die Genehmigung eines solchen ETFs wäre ein bedeutender Meilenstein für den Kryptomarkt, da sie institutionellen Anlegern einen regulierten Zugang zu Bitcoin bieten würde, was die Liquidität und Akzeptanz von Kryptowährungen insgesamt erhöhen könnte. Trotz jahrelanger Diskussionen und Anträge wurde bisher noch kein Spot-Bitcoin-ETF von der SEC genehmigt, was die aktuelle Erwartungshaltung umso spannender macht.
Inmitten einer Welle von Anträgen für Spot-Bitcoin-ETFs hat die US-amerikanische Börsenaufsichtsbehörde (SEC) nun mehrere Anträge zur Prüfung vorliegen. Besonders herauszustellen ist hier BlackRock, das größte global tätige Vermögensverwaltungsunternehmen der Welt. Nachdem Blackrock im Juni seinen Antrag eingereicht hat, folgten schnell weitere Bewerber. Laut ETF-Analysten von Bloomberg stehen die Chancen für eine Genehmigung eines Spot-Bitcoin-ETFs nun bei 65%.1
Die öffentliche 180-Grad Kehrtwende von BlackRock bzw. CEO Larry Fink was Kryptowährungen angeht, beschreibt das folgende Bild wahrscheinlich besser als Worte.
Zudem scheint sich das Narrativ rund um Bitcoin und die Umwelt zu ändern. Lange wurde Bitcoin kritisiert, aufgrund des hohen Energieverbrauchs seiner Mining-Prozesse umweltschädlich zu sein. Nun jedoch wird zunehmend argumentiert, dass Bitcoin tatsächlich positive Auswirkungen auf die Umwelt haben könnte. Die viertgrößte Wirtschaftsprüfungsgesellschaft der Welt (KPMG) kommt zu dem Schluss, dass Bitcoin ESG-konform sei. Bitcoin-Mining trage zur Stabilisierung der Energienetze und zur Verringerung der Treibhausgasemissionen bei und diene als Finanzinstrument für Menschen, die unter Inflation leiden.2
Basierend auf der Vergangenheit, scheint Bitcoin zudem einem 4-Jahres-Zyklus zu folgen, der aus einem Bullenmarkt, einem Bärenmarkt und einer Erholungsphase besteht. Das sogenannte “Bitcoin-Halving” scheint hierbei eine nicht unbedeutende Rolle zu spielen. Das Bitcoin-Halving ist ein Ereignis, das alle vier Jahre stattfindet und bei dem die Belohnung für das Mining neuer Bitcoin-Blöcke halbiert wird. Dieses Ereignis reduziert das Angebot an neuen Bitcoins und kann daher erhebliche Auswirkungen auf den Bitcoin-Preis haben. Historisch gesehen hat das Bitcoin-Halving oft zu einem Anstieg des Bitcoin-Preises geführt und einen Bullenmarkt eingeläutet, da das reduzierte Angebot an neuen Bitcoins den Preis nach oben treibt. Es ist jedoch wichtig zu beachten, dass historische Muster nicht unbedingt zukünftige Ergebnisse vorhersagen. Es gibt keine Garantie, dass ein zukünftiges Halving den gleichen Effekt auf den Preis haben wird, aber die negative Preisperformance in diesem Bärenmarkt erscheint zumindest weniger ungewöhnlich, wenn man herauszoomt und sich das “Big Picture” anschaut.
Aktuell könnten wir uns möglicherweise in der Erholungsphase befinden, in der Bitcoin bereits etwa 30% des gesamten Rückgangs von $69.000 auf $15.000 zurückerobert hat. Dieses Zyklus-Muster basiert jedoch aufgrund der jungen Historie von Bitcoin auf nur wenigen Datenpunkten und diverse Ereignisse wie zum Beispiel eine wirtschaftliche Rezession, die Genehmigung/Ablehnung des Blackrock ETFs, oder systematische Rückschläge im Krypto-Ökosystem könnten zweifelsohne dieses Muster zerbrechen.
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass es nicht bedeutet, dass Krypto “tot” ist, nur weil wir uns in einem Bärenmarkt befinden, das Interesse nachlässt und die Preise fallen. Während einige auf die regulatorischen Herausforderungen, die Preisentwicklung und das vermeintliche Platzen einer Blase hinweisen, kann ein Bärenmarkt für die Krypto-Welt paradoxerweise mehr Gutes als Schlechtes bedeuten. In Zeiten fallender Preise und geringerer Marktaktivität haben Entwickler und Unternehmen die Möglichkeit, sich auf die Verbesserung der Technologie und Infrastruktur zu konzentrieren, anstatt sich auf kurzfristige Preisbewegungen zu fokussieren. Unsinnige Geschäftsmodelle hören abseits der blinden Euphorie auf zu funktionieren und verschwinden. Stattdessen ist es eine Zeit, in der grundlegende Probleme angegangen und innovative Lösungen entwickelt werden können. Darüber hinaus kann ein Bärenmarkt dazu beitragen, Spekulationsblasen abzubauen und den Markt zu stabilisieren, was langfristig zu einer gesünderen und nachhaltigeren Entwicklung des Kryptomarktes führen kann. Es ist also nicht alles düster, wenn die Kurse fallen - im Gegenteil, es könnte der Beginn von etwas Großem sein…
Diese Woche in Krypto
Die Krypto-Twitter-Szene diskutiert eine Verschwörungstheorie, die FTX-Gründer Sam Bankman-Fried mit dem kontroversen Meme-Coin $BALD in Verbindung bringt. BALD, benannt in Anlehnung an Coinbase CEO Brian Armstrong, erzielte in den ersten 24 Stunden nach Start einen Gewinn von 289.000%. Nachdem der anonyme Entwickler tausende von ETH aus der Liquidität zog, fiel der BALD-Preis um über 85%. Untersuchungen der Blockchain-Daten deuten auf eine Verbindung zwischen der für BALD verantwortlichen Ethereum-Wallet und FTX bzw. Alameda Research hin.
Die SEC beschuldigt Richard Heart, mindestens $12 Mio. an Investorengeldern für Luxusgüter ausgegeben zu haben. Heart ist der Gründer der Projekte Hex, PulseChain und PulseX und soll durch den Verkauf von Tokens für diese Projekte nicht registrierte Wertpapiere im Wert von über $1 Mrd. verkauft haben.
Curve Finance, oft einfach als Curve bezeichnet, ist eine dezentrale Börse (DEX) auf Ethereum, die sich auf den Handel zwischen stabilen Kryptowährungen spezialisiert hat. Eine Schwachstelle in bestimmten Curve Tradingpools führte am Montag zu einem Hack von mehr als 50 Millionen Dollar, woraufhin der Preis des hauseigenen Tokens $CRV um 30% fiel. Dies brachte den CEO von Curve, Michael Egorov, in eine schwierige Lage, da er Kredite in Höhe von 168 Millionen Dollar hat, die durch $CRV Tokens bei verschiedenen DeFi-Protokollen abgesichert sind. Egorov hat Teile seines Kredits zurückgezahlt, um seine Position zu schützen, indem er über 39 Millionen CRV über Over-the-Counter (OTC) Geschäfte verkaufte. Durch diese OTC-Transaktionen konnte Egorov mehr als 15 Millionen Dollar an Liquidität generieren. Egorovs Positionen in CRV erzeugen aufgrund der Vernetzung des DeFi-Ökosystems Unruhe. Sie stellen sowohl die Stabilität des Curve-Protokolls als auch den gesamten DeFi-Markt in Frage, da eine mögliche Liquidation einen erheblichen Kaskadeneffekt auf den CRV-Markt haben könnte.
dot dot dot . . . | Polkadot News
Das Projekt DIVE, initiiert von der Deutschen Energie-Agentur (dena), wird seine dezentralen digitalen Identitäten auf der Infrastruktur von KILT aufbauen.3
Moonbeam hat neue, leistungsstarke Funktionen zur Interoperabilität für das Polkadot-Ökosystem eingeführt.4
p0x Labs, das Team hinter Manta, hat erfolgreich eine Serie A Finanzierungsrunde mit 25 Millionen Dollar abgeschlossen und das Manta Pacific Testnetz in Betrieb genommen.5
Podcast
In unserem dieswöchigen Podcast diskutieren wir die Frage, ob Krypto tot ist, wer sich seine Iris scannen lassen möchte (#Worldcoin) und vieles mehr.
Wir hoffen, dass diese Informationen hilfreich für dich waren. Bleib neugierig und immer auf dem Laufenden. Wir freuen uns darauf, dich nächste Woche mit weiteren spannenden Krypto-News zu versorgen!