Airdrops: Zaubermittel oder Blutsauger?
Zwischen Hype und Realität: Was Airdrops wirklich bedeuten.
Airdrops - für viele ein Synonym für "kostenloses Geld" in der Krypto-Welt. Doch was steckt wirklich dahinter? Sind Airdrops tatsächlich etwas Positives für Projekte im Krypto-Markt und deren Nutzer? In dieser Ausgabe des TEACHMEDEFI Newsletters nehmen wir Airdrops unter die Lupe und beleuchten sowohl die glänzenden als auch die schattigen Seiten.
Inhalt des Newsletters diese Woche:
Fokus-Thema: Airdrops: Zaubermittel oder Blutsauger?
Diese Woche in Krypto: Paypal’s neuer Stablecoin, Sam Bankman-Fried im Gefängnis, Curve Finance Neuigkeiten
dot dot dot . . .: Aktuelles aus dem Polkadot Ökosystem
Unser dieswöchiger Podcast
Airdrops: Zaubermittel oder Blutsauger?
Airdrops sind im Grunde genommen "kostenlose" Kryptowährungen, die (meist) direkt in die Wallets der Nutzer geschickt werden. Die Coins fallen im übertragenen Sinne aus der Luft und daher der Name “Air - Drop”.
Doch warum verschenken Projekte mit derartigen Airdrops scheinbar Geld? Um dies diskutieren zu können, müssen wir zunächst folgende Frage klären:
Warum überhaupt einen Coin oder Token als Projekt haben?
Ein Coin oder Token1 ist ein digitaler Vermögenswert, der auf einer Blockchain existiert und handelbare Werte repräsentiert. Auf das normale Leben lässt sich dies leicht übertragen: Ein Euro-Schein ist ein Token. Eine Kinokarte oder ein Konzertticket auch.
In der Welt der Blockchain-Technologie sind Coins und Tokens zu einem zentralen Bestandteil vieler Projekte geworden. Doch warum entscheiden sich so viele Projekte dafür, einen eigenen Coin oder Token zu haben?
Die Gründe hierfür sind vielfältig. Auf Blockchains wie Bitcoin und Ethereum dienen deren native Kryptowährungen BTC und ETH beispielsweise als Anreiz zur Sicherung des Netzwerks. Miner bzw. Staker erhalten BTC bzw. ETH dafür, dass sie Transaktionen validieren und die Netzwerke sicher und funktionsfähig halten. Darüber hinaus können Kryptowährungen als interne Währung in einem bestimmten Ökosystem oder einer Applikation fungieren. Dies fördert die Nutzung der Plattform und schafft einen geschlossenen Wirtschaftskreislauf.
Tokens können zudem Stimmrechte in einem dezentralen System repräsentieren (“decentralized governance”). Token-Inhaber können über Änderungen, Upgrades oder Richtungsentscheidungen in einem Projekt abstimmen wie z.B auf der Blockchain Polkadot.
Einige Tokens gewähren außerdem den Zugriff auf bestimmte Funktionen eines Projekts, wie z.B. die Nutzung von Speicherplatz oder den Zugriff auf eine Software. Außerdem nutzen viele Projekte Verkäufe ihrer Tokens oder Coins als Mittel zur Kapitalbeschaffung. Anstatt traditionelle Finanzierungswege wie Venture Capital zu nutzen, können Projekte durch den Verkauf von Tokens schnell Geld für ihre Entwicklung und Expansion aufbringen.
Die “Tokenisierung” von Geschäftsmodellen kann also in vielerlei Hinsicht sowohl für zentrale Akteure als auch für dezentrale Netzwerke und Applikationen sinnvoll sein. Es ist aber wichtig, dass Projekte sorgfältig überlegen, warum und auf welche Weise sie einen Token einführen, um sicherzustellen, dass er einen echten Mehrwert bietet und nicht nur als schneller Geldmacher dient.
Wie passen nun Airdrops in dieses Bild? Warum den eigenen Coin verschenken bzw. kostenlos verteilen?
Wozu sind Airdrops gut und wie funktionieren sie?
Projekte, die eine eigene Kryptowährung herausgeben, entscheiden sich oft dafür einen Teil davon kostenfrei z. B. an Nutzer des Produkts der Projekts zu verteilen. Sie wollen damit die Adoption ihrer Applikation oder Blockchain erhöhen, die Inhaberschaft des Projekttokens dezentralisieren und grundsätzlich mehr Nutzer gewinnen. Frühe Nutzer, die ein Projekt von Anfang an unterstützen, werden oft mit einem Airdrop belohnt, um sie für ihr Vertrauen, ihre aktive Nutzung oder anderweitige Unterstützung zu belohnen.
Da manche Kryptowährungen, wie zuvor erwähnt, ein Stimmrecht über die Blockchain oder Applikation darstellen, kann ein Airdrop auch zur Dezentralisierung des Projekts dienen. Es werden Stimmrechte an die Nutzer selbst übergeben. Dies steht im Kontrast zu klassischen Geschäftsmodellen, wo Nutzer nicht gleich auch Stimmrechte haben. Dies ist den Eigentümern bzw. Aktionären überlassen. Die Nutzer besitzen also in diesen tokenisierten, dezentralen Geschäftsmodellen mehr Mitspracherecht.
Wenn die besagte Blockchain oder Applikation vom Markt als nützlich oder vielversprechend angesehen wird, entsteht eine Nachfrage für den Token des Projekts. Käufer sind bereit ihn zu kaufen und so kann ein kostenloser Airdrop potenziell echtes Geld wert sein.
Ein bekanntes Beispiel für lukrative Airdrops der Vergangenheit ist Uniswap. Uniswap ist die wohl bekannteste dezentrale Handelsbörse für Kryptowährungen. Hatte man Uniswap lediglich ein Mal vor dem Tag des Airdrops benutzt, erhielt man 400 UNI Tokens. Zum historischen Höchstpreis von UNI war dies 16.000 US-Dollar wert.
Einige Projekte verteilen Tokens ohne Bedingungen, während andere bestimmte Aktivitäten zum Qualifikationskriterium machen, wie z. B. dass eine Wallet-Adresse die Applikation oder ein Ökosystem an Applikationen bis zum Datum X auf eine bestimmte Art und Weise (Häufigkeit, Transaktionswert etc.) benutzt haben muss. Überprüft werden kann dies von den Projekten anhand der öffentlichen Transaktionsdaten auf der Blockchain.
Meist werden Airdrops nicht angekündigt. Da Airdrops unter Umständen viel Wert sein können, wird in sozialen Medien oft spekuliert welches Projekt in Zukunft einen potenziell wertvollen Airdrop machen könnte und was die Kriterien sein könnten.
Bei bekannten Projekten wie z. B. Eigenlayer, zkSync und Metamask wird derzeit auf zukünftige Airdrops spekuliert. Dabei wird das Ziel verfolgt die Kriterien des Airdrops zu erfüllen und sich so hoffentlich (ohne Garantie) für einen Airdrop zu qualifizieren. Manche Akteure versuchen jene Kriterien mit mehreren Wallet-Adressen durchzuführen, mit der Hoffnung den Airdrop dadurch mehrmals zu erhalten. Da dies nicht sinnvoll für das Projekt ist und keiner fairen Verteilung entspricht, versuchen Projekte zunehmend solche Akteure zu erkennen und herauszufiltern.
Auf der Plusseite +
Airdrops sind aus Nutzerperspektive eine relativ risikoarme Möglichkeit, neue Kryptowährungen zu entdecken und zu erhalten. Im Vergleich zum Kauf einer Kryptowährung muss hier kaum oder gar kein Kapital riskiert werden. Oft muss man hauptsächlich Zeit und Energie investieren, die jeweilige Applikation oder Blockchain zu benutzen. Abgesehen davon, dass dies je nach Art des Produkts Spaß machen kann, bietet es sich auch für Personen an, die sich mit der Anwendung von Kryptowährungen und blockchainbasierten Applikationen vertraut machen wollen ohne große Risiken einzugehen.
Aus Projektsicht können Airdrops ein effektives Marketinginstrument darstellen. Sie können helfen, Loyalität und eine Nutzerbasis aufzubauen und sind oft kostengünstiger als traditionelle Marketingmethoden. Frühe Nutzer sind incentiviert, das Wachstum der Applikation zu unterstützen, da ihre Beiträge belohnt wurden und sie vom Anstieg des Tokenwerts profitieren.
Sogenannte Initial Coin Offerings (ICOs), bei denen Investoren Tokens eines Projekts kaufen (vergleichbar mit einem IPO am Aktienmarkt) haben in der Vergangenheit viel Aufmerksamkeit von Regulierungsbehörden auf sich gezogen und werden in vielen Ländern strenger überwacht. Airdrops, obwohl nicht ohne eigene regulatorische Herausforderungen, werden oft als weniger kontrovers angesehen. Klassische Airdrops, bei denen der Wert durch Zufall bestimmt wird, sind bei Zufluss zudem nicht zu versteuern. Es werden aber Anschaffungskosten von null angesetzt für die Coins oder Tokens, die du im Rahmen eines Airdrops bekommst. Wenn du sie innerhalb eines Jahres (365 Tage) veräußerst, wird der Verkaufserlös in voller Höhe versteuert. Wenn du aber länger als ein Jahr mit dem Verkauf wartest, ist die Veräußerung steuerfrei. Generell sollten sich Betroffene aber direkt über die aktuell geltenden Steuervorschriften informieren oder einen Steuerberater konsultieren.
Auf der Minusseite -
Airdrops haben aber auch ihre Schattenseiten. Direkt nach einem Airdrop kann es zu einer schnellen Wertminderung der Token kommen, insbesondere wenn viele Empfänger sich entscheiden, ihre neu erworbenen Assets gleichzeitig zu verkaufen. Dieses Phänomen tritt häufig unmittelbar nach dem Erhalt der Token auf. Hinzu kommt, dass die Loyalität der Nutzer nicht garantiert ist. Viele könnten sich entscheiden, ihre Tokens sofort zu verkaufen und das Projekt im Stich zu lassen.
Es gibt auch Bedenken hinsichtlich des Images von Airdrops. Einige in der Community könnten sie als Indikator für minderwertige Projekte ansehen, insbesondere wenn die Token an passive Teilnehmer statt an die Hauptakteure verteilt werden. Bei weniger bekannten Projekten besteht zudem das Risiko eines Liquiditätsmangels, da ihre Token möglicherweise nicht auf großen Börsen gehandelt werden, was sie im Wesentlichen wertlos macht.
Neben dem potenziellen Wertverlust gibt es auch Betrugsgefahren. Viele Airdrop-Betrügereien zielen darauf ab, Nutzer in Phishing-Fallen zu locken, indem sie sie auffordern, ihre digitalen Wallets mit betrügerischen Quellen zu verbinden. Es gibt auch verschiedenste Betrüge wie “Dusting Scams”, bei denen das Ziel ist dass eine ahnungslose Person eine Erlaubnis mit seiner Wallet signiert, die es dem Betrüger ermöglicht das Wallet-Guthaben des Nutzers “abzuheben”. Betrüger könnten versuchen, Nutzer durch falsche Versprechen zu täuschen oder sie dazu zu bringen private Informationen wie z. B. den private key zu teilen. Es ist daher von größter Bedeutung, wachsam zu bleiben, alle Quellen zu überprüfen und niemals Direktnachrichten in Social Media Apps zu vertrauen. Wenn dir Elon Musk eine Nachricht über einen Airdrop schreibt, dann wird es nicht der echte Elon sein :).
Ein weiteres Szenario ist - wie wir es nennen - die "Dump on Retail"-Strategie. Hierbei allokiert ein Projekt einen Großteil der Tokens an das eigene Team, führt einen kleinen Airdrop durch und bezahlt Influencer für Werbung. Wenn dann Liquiditätspools mit hohen Anreizen gestartet werden, folgen die Menschen den Influencern und kaufen aus Angst, etwas zu verpassen, mehr Tokens. Sobald das Interesse seinen Höhepunkt erreicht, verkauft das Team, was oft zu erheblichen Verlusten für die allgemeine Öffentlichkeit führt. Kleine, neue Kryptowährungen, die gnadenlos “gehypet” werden, sollten dich immer skeptisch stimmen. Auch wenn über sie in seriös wirkenden Nachrichtenartikeln geschrieben wird.
Fazit
Zusammenfassend lässt sich folgendes sagen: Im traditionellen Web 2.0, dem Internet, wie es die meisten von uns kennen, schaffen wir jeden Tag Werte. Doch große Teile davon - oft sogar 100%, wie bei Facebook und Instagram - werden von den Plattformen abgeschöpft.
Es erscheint nur logisch, dass mit der zunehmenden Popularität von tokenisierten Geschäftsmodellen, bei denen Nutzer direkt an der Wertschöpfung beteiligt werden, Nutzer jene Anwendungen zunehmend kritisch betrachten werden, die keinen Mechanismus bieten, um ihre Beiträge entsprechend zu honorieren. Dieses Sentiment wird beispielsweise in dem folgenden Tweet schön deutlich:
Airdrops können in diesem Rahmen als Mechanismus zur Nutzereinbindung dienen. Doch das richtige Gleichgewicht ist entscheidend. Sie müssen so gestaltet sein, dass sie eine langfristige Bindung der Nutzer fördern, anstatt nur einen kurzlebigen Hype oder das bloße "Farmen" des Airdrops zu erzeugen. Der folgende Tweet veranschaulicht dies treffend.
Wenn du neugierig auf Airdrops bist und überlegst, verschiedene Applikationen bzw. Blockchains kennenzulernen, möchten wir dich unterstützen. In der kommenden Zeit denken wir darüber nach, einen Newsletter zu diesem Thema zu veröffentlichen. Dort könnten wir dir einige interessante Projekte näher bringen und dir behutsame Schritt-für-Schritt-Anleitungen an die Hand geben. Wir hoffen, dass dieser ehrliche Blick auf Airdrops dir eine solide Grundlage bietet, um die Chancen und Risiken abzuwägen. Es ist unser Ziel, dir ein fundiertes Verständnis zu vermitteln, damit du informierte Entscheidungen treffen kannst.
Diese Woche in Krypto
PayPal führt mit "PYUSD" einen durch den US-Dollar gedeckten Stablecoin ein, um digitale Zahlungen zu optimieren. PayPal sieht eine Zukunft, in der Händler Stablecoins bevorzugen könnten, um Gebühren zu reduzieren. PayPal-CEO Dan Schulman betont die Notwendigkeit eines stabilen, digitalen Instruments, das mit dem US-Dollar verbunden ist.2
Der ehemalige FTX-CEO Sam Bankman-Fried wurde wegen mutmaßlicher Zeugenbeeinflussung ins Gefängnis geschickt. Er soll das private Tagebuch der ehemaligen Alameda Research CEO an die New York Times weitergegeben haben. Nach dem Zusammenbruch der Kryptowährungsbörse FTX und einem Defizit von 10 Milliarden Dollar wurde Bankman-Fried im Dezember festgenommen und wegen Betrugs angeklagt. Er plädierte auf nicht schuldig und riskiert bei Verurteilung eine lebenslange Haftstrafe.3
Das gehackte DeFi-Protokoll Curve Finance hat 70% der verlorenen Gelder, im Wert von 50 Millionen Dollar, zurückerlangt. Nach dem Hack am 30. Juli sucht Curve weiterhin nach den verbleibenden Geldern und plant eine gerechte Verteilung an die betroffenen Nutzer. Für Hinweise auf den Hacker hat Curve eine Belohnung von 1,85 Millionen Dollar ausgesetzt.4
dot dot dot . . . | Polkadot News
Vodafone DAB und Aventus entwickeln eine Blockchain-Lösung, um die Lieferkette im Luftfahrtsektor zu optimieren. Durch Blockchain-fähige SIM-Karten in Frachtverfolgungspods soll der jährliche Verlust von 5%-10% der Pods, der die Branche rund 400 Millionen Dollar kostet, reduziert werden. Aventus nutzt bereits Blockchain-Technologien am Flughafen London Heathrow zur Frachtverfolgung. Die Partnerschaft plant, das Aventus-Netzwerk mit Vodafone DAB zu verknüpfen und so den Zugang zu verschiedenen Blockchains über die Polkadot-Plattform zu ermöglichen. Dies soll eine sicherere und effizientere Daten- und Geldtransaktion zwischen verschiedenen Systemen gewährleisten.5
Abschluss der Polkadot Blockchain Academy: Herzlichen Glückwunsch an die 58 Absolventen des dritten Durchgangs der Polkadot Blockchain Academy. Entwickler und Unternehmer aus 22 Ländern haben an einem fünfwöchigen Programm an der UC Berkeley in Kalifornien, teilgenommen. Der Lehrplan, geführt von Kernentwicklern von Parity und dem Polkadot-Ökosystem, deckte eine Vielzahl von Blockchain- und Web3-Themen ab.6
Mangata's Multi-Rollup Interchain-Infrastruktur: Mangata präsentiert eine Infrastruktur, die alle Ökosysteme über einen ZK-Rollup verbindet. Dadurch können Tokens mit L1-Sicherheit direkt getauscht werden, ohne Brücken und Wrapping von Assets.7
Podcast
In unserem Podcast diese Woche setzen wir uns intensiv mit Airdrops auseinander. Wir diskutieren ihre Potenziale, Herausforderungen und persönliche Erfahrungen mit Airdrop-Betrügereien! Außerdem besprechen wir Paypal’s kontroversen Launch eines Stablecoins.
Wir hoffen, dass diese Informationen hilfreich für dich waren. Bleib neugierig und immer auf dem Laufenden. Wir freuen uns darauf, dich nächste Woche mit weiteren spannenden Krypto-News zu versorgen!
Was ist der Unterschied zwischen einem Coin und einem Token? Ein Coin ist eine eigenständige Kryptowährung, die auf ihrer eigenen Blockchain basiert. Beispiele: Bitcoin (BTC), Ethereum (ETH), Litecoin (LTC). Ein Token andererseits wird auf einer bestehenden Blockchain erstellt und repräsentiert oft ein Asset oder eine spezifische Funktion. Beispiele: ERC-20 Tokens auf der Ethereum-Blockchain wie USDC oder DAI.