Startschuss für Unternehmensinvestitionen in Bitcoin
Wieso die neue "Fair Value" Bilanzierung für Kryptowährungen ein neues Kapitel für Unternehmensinvestitionen darstellt
Was könnte es spannenderes zu besprechen geben als Buchhaltung?
Vermutlich so ziemlich alles…
Nichtsdestotrotz gab es diese Woche spannende Neuigkeiten aus der Welt der Kryptowährungen, die mit dem Thema Buchhaltung zu tun haben und das Tor für massive Unternehmensinvestitionen in Kryptowährungen öffnen könnten. Was genau dahinter steckt, schauen wir uns in diesem Newsletter an.
Inhalt des Newsletters:
Fokus-Thema: Startschuss für Unternehmensinvestitionen in Bitcoin
Diese Woche in Krypto: SAP betritt die Web3-Welt, Vermögen von Ex-Celsius CEO eingefroren, Ethereum Spot ETF Antrag, Base Ecosystem Fund verkündet erste Investitionen, Bullenmarkt begann im März laut Analyst Arthur Hayes
dot dot dot . . .: Aktuelles aus dem Polkadot Ökosystem
Unser dieswöchiger Podcast
Startschuss für Unternehmensinvestitionen in Bitcoin
Das Financial Accounting Standards Board, kurz FASB, hat neue Buchhaltungsregeln in den USA eingeführt, die es Unternehmen ermöglichen, die Methode der Zeitwertbilanzierung („Fair Value“) für Bitcoin- und andere Krypto-Bestände zu verwenden. Das bedeutet, dass Unternehmen ihre Krypto-Assets zum aktuellen Marktwert bewerten können, anstatt sie als langfristige immaterielle Vermögenswerte zu behandeln, wie es bisher der Fall war.
Warum ist das wichtig?
Diese Änderung beseitigt ein bedeutendes Hindernis für Unternehmen, die Bitcoin als Treasury-Vermögenswert in Betracht ziehen. Michael Saylor, Mitgründer von MicroStrategy, betonte, dass diese Änderung ein "großes Hindernis für die unternehmerische Akzeptanz von Bitcoin" beseitigt hat.
Was sind die wichtigsten Punkte?
Bisher war es so, dass Bitcoin als langfristiges immaterielles Vermögen behandelt werden musste, ähnlich wie ein Patent, Urheberrecht oder eine Marke. Diese Klassifizierung in der Bilanz war nicht besonders vorteilhaft, da sie die Verbuchung von Wertminderungen vorgibt, jedoch die Verbuchung von Wertsteigerungen nicht zulässt.
Hier ein Beispiel:
Um es greifbar zu machen, nehmen wir an, ein Unternehmen kauft eine exklusive Softwarelizenz für ein beliebtes Videospiel für 10 Mio. €.
Das Unternehmen verbucht diese in der Bilanz als langfristiges immaterielles Vermögen zum Kaufpreis von 10 Mio. €.
Einige Monate später bringt ein Konkurrent ein neues Spiel auf den Markt, das in puncto Grafik und Gameplay deutlich überlegen ist und die Spieler von dem ursprünglichen Spiel abzieht.
Die ursprüngliche Softwarelizenz wird nun als “im Wert gemindert” betrachtet und die Bewertungsexperten schätzen, dass sie nur noch 5 Mio. € wert ist.
Das Unternehmen muss die Softwarelizenz in der Bilanz nun als ein 5 Mio. € Vermögen aufführen und einen Verlust von 5 Mio. € verbuchen.
Doch dann entdecken die Spieler einen schwerwiegenden Fehler im neuen Konkurrenzspiel, der das Spielerlebnis beeinträchtigt. Die Spieler kehren zum ursprünglichen Spiel zurück, und der Wert der Lizenz steigt wieder auf 10 Mio. €.
Diese Werterhöhung darf das Unternehmen nicht verbuchen. Es muss weiterhin als ein 5 Mio. € Vermögen aufgeführt werden.
Wertminderungen müssen also als Verlust (bzw. Aufwand) verbucht werden, während Wertsteigerungen nicht als Gewinn (bzw. Ertrag) verbucht werden dürfen. Ein Gewinn kann erst realisiert werden, wenn das Unternehmen die Lizenz verkauft.
Und genauso wurde bisher auch Bitcoin behandelt. Das Kernproblem bei der Klassifizierung von Bitcoin als langfristiges immaterielles Gut liegt darin, dass es in Wirklichkeit anders als eine Softwarelizenz, ein Patent oder eine Marke ein liquides Asset ist, das weltweit an Börsen gehandelt wird. Rund um die Uhr, jeden Tag des Jahres, verändert sich der Bitcoin-Preis ständig. Es macht also Sinn einen Wert in der Bilanz auszuweisen, der auch tatsächlich derzeit am Markt existiert, um ein akkurateres Bild der Vermögenslage eines Unternehmens zu erhalten.
Dies lässt sich auch schön am Unternehmen MicroStrategy illustrieren. MicroStrategy akkumulierte unter der Führung des Gründers Michael Saylor seit Jahren kontinuierlich Bitcoin und besitzt derzeit über 150.000 Bitcoin. Wenn der Preis von Bitcoin über die Jahre zwischenzeitlich fiel, musste MicroStrategy dies als Verlust verbuchen. Obwohl sich der Bitcoin-Preis erholte und stark anstieg, konnte die Wertsteigerung aber nicht ausgewiesen werden.
Bis zum 31. März 2023, hat MicroStrategy kumuliert um 2,2 Milliarden Dollar an Wertminderungen („Impairment losses“) auf deren Bitcoin-Bestände verbuchen müssen. Der Wert der 140.000 Bitcoin im Bestand wurde mit circa 2 Milliarden Dollar ausgewiesen, obwohl der Bitcoin-Marktpreis bei circa 28.000 Dollar lag, und der tatsächliche Bestandswert zu dem Stichtag somit circa doppelt so hoch war.
Die großen Medienhäuser nahmen das Thema auf und setzten Saylor mit negativen Schlagzeilen unter Druck. Investoren dürften die ständigen Verluste aus Wertminderungen ebenfalls nicht positiv wahrgenommen haben. Dies führte dazu, dass viele Unternehmen trotz ihrer positiven Einstellung zu Bitcoin als Treasury-Asset zögerten, ihn in ihren Reserven zu halten.
Mit der neuesten Entscheidung wurde dieses Problem für Unternehmen beseitigt.
Unternehmen können nun den aktuellsten Wert ihrer Bitcoin-Bestände in ihren Bilanzen widerspiegeln, einschließlich Wertsteigerungen nach Preisrückgängen. (Die Wertsteigerung an sich löst dabei natürlich keine Steuerschuld aus. Erst bei Verkauf entsteht eine steuerliche Belastung).
In Zukunft, wenn ein Unternehmen Bitcoin kauft, wird es einen anerkannten Börsen-Marktwert verwenden, um das Vermögen jedes Quartal zu bewerten, genau wie eine Aktie, Anleihe oder Rohstoff, der an einer öffentlichen Börse gehandelt wird.
Die neuen Regeln treten ab 2025 in Kraft, aber Unternehmen können sich entscheiden, sie früher zu übernehmen. Zudem betrifft dies nur Unternehmen, die nach dem Bilanzierungsstandard US-GAAP bilanzieren. Börsennotierte Unternehmen in den USA müssen diesen Standard anwenden.
Die Regeln betreffen hauptsächlich Vermögenswerte auf “Distributed Ledgers”, die auf Blockchain-Technologie basieren und fungibel sind. Es fällt also nicht nur Bitcoin unter diese Regelung, sondern auch viele andere Kryptowährungen. NFTs, Stablecoins und “wrapped coins” sind jedoch derzeit ausgeschlossen.
Was bedeutet das für die Zukunft?
Diese Regeländerung wird als positiver Schritt in Richtung Mainstream-Annahme von Bitcoin und anderen Kryptowährungen gesehen. Es bietet Unternehmen, die in Kryptowährungen investieren oder diese halten, mehr Klarheit und könnte den Weg für eine breitere Akzeptanz in der Unternehmenswelt ebnen.
Abschließend ist es wichtig zu betonen, dass, obwohl diese Änderung ein Schritt in die richtige Richtung ist, Unternehmen immer noch viele Faktoren berücksichtigen müssen, bevor sie in Bitcoin investieren, einschließlich seiner Volatilität und der allgemeinen Marktbedingungen.
Corporate Treasurer stehen vor einer komplexen Entscheidung, wenn es darum geht, Bitcoin in die Treasury-Portfolios eines Unternehmens aufzunehmen. Trotz des Potenzials von Bitcoin als Wertspeicher und seiner wachsenden Akzeptanz in der Finanzwelt, bleibt seine Volatilität ein bedeutendes Hindernis. Kurzfristig könnten die starken Preisschwankungen von Bitcoin für Treasurer ein erhebliches Karriererisiko darstellen. Ein plötzlicher und signifikanter Rückgang des Bitcoin-Wertes könnte nicht nur die Bilanz des Unternehmens beeinträchtigen, sondern auch den Ruf des Treasurers oder der Geschäftsführung, welche die Entscheidung getroffen hat, in diese Asset-Klasse zu investieren.
Zudem üben Investoren, insbesondere konservative, oft Druck auf Unternehmen aus, traditionelle und weniger volatile Anlageformen zu bevorzugen. Viele Investoren sehen US-Staatsanleihen immer noch als den Goldstandard für Sicherheit und Stabilität, trotz der historisch niedrigen Renditen. In diesem Kontext könnten Vorstände, die bestrebt sind, das Risiko zu minimieren und den Erwartungen der Investoren gerecht zu werden, dazu neigen, bei bewährten Anlageklassen wie US-Staatsanleihen zu bleiben, anstatt sich in die unvorhersehbaren Gewässer von Bitcoin zu wagen.
Trotz der Volatilität von Bitcoin könnten sich aber einige Unternehmen dazu entschließen, frühzeitig in die Kryptowährung zu investieren. Während kurzfristige Schwankungen abschreckend sein können, könnten diejenigen, die den Sprung wagen, langfristig von höheren Gewinnen profitieren, insbesondere im Vergleich zu traditionellen Anlagen wie US-Staatsanleihen. Das Interesse an Bitcoin dürfte steigen, und Unternehmen, die sich früh anpassen, könnten besser dastehen.
Diese Woche in Krypto
SAP betritt die Web3-Welt mit NFT Management auf Polygon
Der deutsche Software-Gigant SAP startet ein innovatives NFT-Management-System auf der Polygon-Blockchain. Dabei baut SAP Brücken zwischen moderner Blockchain-Technologie und Kundenbindung. Durch eine erfolgreiche Zusammenarbeit mit Tchibo unterstreicht SAP die Bedeutung von Web3 für Großkonzerne. Hier mehr lesen.
Ex-Celsius CEO Mashinsky: Vermögen eingefroren
Ein Bundesgericht in New York hat das Vermögen des ehemaligen CEOs von Celsius, Alex Mashinsky, inklusive einem Haus in Texas, eingefroren. Mashinsky wurde im Juli aufgrund von Betrugsvorwürfen festgenommen, wobei er beschuldigt wird, Kunden über die Profitabilität von Celsius getäuscht zu haben. Diese neueste Anordnung könnte seine Verteidigung erschweren und zeigt die Schwere der Anschuldigungen. Hier mehr lesen.
Rennen um ersten Ethereum ETF in den USA hat begonnen
VanEck und ARK Invest haben beim US-amerikanischen Wertpapier- und Börsenausschuss (SEC) Anträge für Ethereum ETFs eingereicht. Dies könnte ein entscheidender Schritt zur Genehmigung des ersten Ethereum ETFs in den USA sein, ein lange erwartetes Ereignis für Investoren. Obwohl die SEC bisher noch keinen Spot-Bitcoin-ETF genehmigt hat, deutet die jüngste Zulassung von Ethereum-Futures-ETFs darauf hin, dass sie möglicherweise offener gegenüber Spot Ethereum ETFs sein könnte. Der Bloomberg ETF-Analyst James Seyffart erwartet in den kommenden Tagen weitere Anträge. Hier mehr lesen.
Base Ecosystem Fund verkündet die ersten sechs Investitionen
Der Base Ecosystem Fund, unter der Leitung von Coinbase Ventures, hat seine ersten sechs Investitionen in Projekte bekannt gegeben, die auf der Layer-2 Blockchain Base aufbauen. Nachdem über 800 Bewerbungen eingegangen waren, wurden die Projekte Avantis, BSX, Onboard, OpenCover, Paragraph und Truflation ausgewählt. Diese Projekte reichen von einem auf Orakeln basierenden synthetischen Derivateprotokoll über eine dezentrale Limit Order Book Handelsbörse bis hin zu einem Onchain-Finanzorakel, das tägliche Inflationsberichte liefert. Der Fonds zielt darauf ab, die wirtschaftliche Freiheit zu erhöhen und die Welt auf die Blockchain zu bringen.
Bitcoin-Bullenmarkt begann im März, erkennt Arthur Hayes
Arthur Hayes, Mitbegründer und ehemaliger CEO von BitMEX, glaubt, dass der Bitcoin-Bullenmarkt bereits im März dieses Jahres begonnen hat und sich fortsetzen wird. Er bezieht sich auf Ereignisse im März, als nach einer Bankenkrise die Federal Reserve ein Programm einführte, das das US-Bankensystem stabilisieren sollte. Dies hatte einen positiven Einfluss auf den Bitcoin-Preis. Hayes ist überzeugt, dass dieser Trend mit der wachsenden Akzeptanz von institutionellen und günstigen regulatorischen Entscheidungen wie der Genehmigung von Ethereum Futures ETFs durch die SEC weiter anhalten wird. Hier mehr lesen.
dot dot dot . . . | Polkadot News
Sub0, die Polkadot-Entwicklerkonferenz: Die Sub0-Konferenz, die speziell für Entwickler konzipiert ist, findet vom 19. bis 20. September statt. Du kannst dich kostenlos online anmelden und die Konferenz verfolgen. Hier ist der Link zur Anmeldung: Sub0-Konferenz.
Coinbase und Aave bilden eine Koalition zur Förderung von tokenisierten Vermögenswerten: Coinbase, Aave und andere wichtige Akteure der Krypto-Branche haben die Tokenized Asset Coalition (TAC) ins Leben gerufen, um traditionelle Finanzanlagen auf öffentliche Blockchains zu bringen. Centrifuge, eine Parachain auf Polkadot, ist ebenfalls ein Gründungsmitglied dieser Koalition. Lucas Vogelsang, CEO von Centrifuge, sieht in der Koalition eine Möglichkeit, die Entwicklung der Finanztechnologie zu beschleunigen und betont die Bedeutung der Bildung im Bereich tokenisierter Vermögenswerte. Dies ist ein wichtiger Schritt in Richtung einer breiteren Akzeptanz von Krypto im traditionellen Finanzsektor. Hier erfährst du mehr: Coinbase und Aave Koalition.
Trust Wallet integriert Moonbeam und Moonriver: Trust Wallet hat Integrationen für Moonbeam und Moonriver abgeschlossen. Dies bietet den Nutzern mehr Möglichkeiten zur Selbstverwahrung von GLMR- und MOVR-Token und erleichtert den Zugang zur nativen Moonbeam-Dapp für TrustWallet-Nutzer. Mehr Informationen findest du hier: Trust Wallet Integration.
Astar Network sichert sich einen selbstfinanzierten Parachain-Slot auf Polkadot: Herzlichen Glückwunsch an Astar Network für die Sicherung eines selbstfinanzierten Parachain-Slots auf Polkadot! Erfahre mehr über die Astar 2.0-Vision und die bevorstehenden Änderungen im Netzwerk in ihrem Thread: Astar Network.
Moonbeam Network erleichtert die Liquiditätsübertragung auf Polkadot: Mit Moonbeam Routed Liquidity (MRL) ist es jetzt einfacher denn je, Liquidität auf Polkadot zu verschieben. Mit HydraDX kannst du jetzt MRL-Vermögenswerte direkt gegen andere Vermögenswerte tauschen, einschließlich nativer Polkadot-Vermögenswerte. Hier findest du weitere Informationen: Moonbeam Routed Liquidity.
Im Podcast diese Woche
Im dieswöchigen Podcast besprechen wir spannende Themen rund um die SEC, die Spot Bitcoin ETF Anträge und den FTX Skandal. Erfahre, wie Grayscale gegen die SEC gewonnen hat, welche Schwergewichte der Branche Anträge gestellt haben und wie lange die SEC-Entscheidungsprozesse dauern können. Außerdem beleuchten wir den FTX-Skandal und die Gerichtsverhandlung von Sam Bankman-Fried.
Danke fürs Lesen! Besuche gerne unsere Webseite für weitere kostenfreie Inhalte, wie zum Beispiel unsere E-Learning Plattform mit Grundlagenkursen zu Bitcoin, Ethereum und Polkadot!
Radix hört sich sehr viel versprechend an. Würde mich über einen Radix-related topic freuen.
Great Job guys